Lisa Hoever

Liebe Lisa, liebe Brigitte, lieber Roberto,
ich danke Euch für die Einladung zu diesem Anlass und für Euer Vertrauen.

Liebe Gäste,
ich habe eine gute Beziehung zum Schaffen von Lisa Hoever und freue mich, in dieser präzis inszenierten Ausstellung einige Worte an Sie richten zu dürfen, umgeben von diesen schönen Werken der letzten paar Jahre, ausgeführt allesamt in Aquarell oder in verdünnter Ölfarbe auf Papier. Gute Beziehung meint ebenfalls, dass ich mich diesen Werken auch auf einer emotionalen Ebene nahe fühle: Solche Nähe macht es indes nie einfacher, über eine Ausstellung und ihre Werke zu sprechen; im Gegenteil, es fällt mir nicht leicht, mich den Werken mit der von Ihnen vielleicht erwarteten analytischen Distanz des Kunsthistorikers und seiner Sprache zu nähern. Es würde mir schwerfallen, ich möchte es lieber nicht und auch die Werke, scheint mir, möchten sich solch distanziertem Zugriff lieber entziehen.

Dennoch als Einstieg vorab diese Bemerkungen: nach ihrem Abitur begann die in Münster (Westfalen) geborene Lisa Hoever 1972 ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, zuerst bei einem Professor, an dessen Namen Rolf Sackenheim sich heute kaum mehr jemand erinnert: er habe ihr, der angehenden Malerin, verboten, mit Aquarell zu arbeiten. Sie wechselte in die sehr offene, auch gegenüber der Malerei offene Klasse von Alfonso Hüppi, bei ihm studierte sie bis 1978, zuletzt als Meisterschülerin. Es war die Zeit der grossen Diskussionen an der Akademie, die Zeit der Konzept Kunst, mit prinzipieller Angriffen auf die Legitimation von Malerei überhaupt bei Beuys oder der Suche nach ihrer Berechtigung bei Gerhard Richter. Natürlich kannte Lisa Hoever die Gespräche um diese Fragen, aber sie suchte und sie ging ihren eigenen Weg. Viel später, in einem vor 15 Jahren publizierten Gespräch, meinte sie dazu:  «Ich habe lange nicht geglaubt, dass ich in der Welt der Kunst einen Platz finden könnte. Ich hatte auch Angst vor all diesen Karrieren. Ich bin fast erstaunt, dass ich noch da bin. Ich bin immer unsicher. Die schönsten Malereien, die für mich wirklich wichtig waren, habe ich eigentlich in der Vergangenheit gefunden.» Und: «Das ist das Wunderbare, dass auch geschichtliche Kunst im Hier und Jetzt sein kann und ganz gegenwärtig.»

Unmittelbar nach dem Ende ihrer Akademie-Zeit setzt die lange Reihe ihrer Ausstellungen ein: 1980 die erste in einem Museum, sie hiess so lapidar wie diese heute heissen könnte Lisa Hoever. Malerei auf Papier. Im gleichen Jahr stellt sie erstmals in der Schweiz aus, in einer Gruppenausstellung in der Galerie Handschin in Basel. In den 80er Jahren folgen mehrere Einzelausstellungen in der legendären Galerie Schmela in Düsseldorf. 1988 zieht sie nach Bern, hier folgen ab 1992 mehrere Ausstellungen in der Galerie Erika und Otto Friedrich in Bern, ab 2002 in Basel. Zu erwähnen noch dies: 2003 bis 2018 ist sie Dozentin für Malerei an der Hochschule der Künste Bern, 2008 findet eine umfangreiche Werkschau im Kunstmuseum Winterthur statt, eine Art mid career Retrospektive, mit Arbeiten seit den 90er Jahren und einem ebenso schönen wie informativen Katalog, mit wichtigen Texten, auch zum frühen Schaffen; dann zuletzt, 2021, gab’s die feine Ausstellung im Museum Franz Gertsch, erstmals mit Öl auf Papier-Arbeiten. Im dazu erschienen Katalog sind auch zwei, drei der hier ausgestellten Arbeiten abgebildet, es gibt darin neben einer vollständigen Auflistung der zahlreichen Ausstellungen auch eine ihrer Preise und Auszeichnungen, von den frühen Düsseldorfer Förderungen 1979 und 80, über den Villa Romana Preis, Florenz 1997 bis zum Werkbuch Nomaden von 2019. Soviel zu den äusseren Fakten.

Es gibt zwei ausserordentlich schöne, neuere Publikationen zu den Aquarellen von Lisa Hoever. Die eine, 2016 erschienen, zeigt die Aquarelle im Originalformat, abgebildet jeweils über eine Doppelseite; dadurch, durch den Falz in der Bildhälfte, wird, quasi als versteckter Hinweis, augenfällig, auch für die Betrachtung hier, wie eine spielerische, sich nie vordrängende Symmetrie in der Komposition dieser Blätter leise ein Wort mitredet: unterschwellig, mit verschiedensten formalen Gewichten argumentierend. Die Publikation enthält einen kurzen, aufschlussreichen Text des Kunsthistorikers Dieter Schwarz, der schon mit seinem ersten Satz das Wichtigste zusammenfasst: «Lisa Hoever ist als Malerin darauf bedacht, Motiv und malerische Verarbeitung im Bild zur Übereinstimmung zu bringen.» Bei der erwähnten jüngeren Publikation, dem vor vier Jahren vom Kanton Bern herausgegebenen Werkbuch Nomaden, müssen wir unbedingt auf drei Punkte hinweisen, weil sie dem Schaffen und der Haltung von Lisa Hoever präzis entsprechen. Zuerst in der Erscheinung und Aufmachung: es ist eines der schönsten Aquarell-Bücher, die ich kenne. Zum zweiten: der Titel Nomaden ist perfekt passend, bringt absolut adäquat zum Ausdruck, also in die Sprache, was das sprachlich kaum Fassbare, das Wandernde und Fluide dieser Blätter auszeichnet, die immer ohne Titel belassen werden. Zum dritten der glückliche Entscheid, auf den analysierenden Text eines Kunsthistorikers zu verzichten, dafür aber einen Dichter, Clemens Mettler, einzuladen: um die 25 kurze Gedichte von ihm stehen, kaum je über zehn kurze Zeilen lang, neben Aquarellen, angeregt von der Betrachtung, die Blätter nicht illustrierend, aber die Anschauung durchs andere Medium in andere Richtungen und Tiefen verführend; die schönen Zeilen des ersten Gedichts sollen als Anregung hier gelesen werden:

Wenn Farbe sich verläuft wie
das Kind auf dem Heimweg
im Treiben des Wegrands versank

Nomaden brechen fliessend auf
die grosse Brache zu bestellen
in Fingerdocks und Rinnen
verliert Farbe sich an Farbe
durch die Innere Mongolei

Schon zehn Jahre vorher, 2008, im erwähnten Katalog zur Winterthurer Retrospektive mit dem treffenden Titel «Zwischen den Dingen», hat Hans-Rudolf Reust für die Betrachtung der Werke von Lisa Hoever ausführliche Zitate von Robert Walser ausgewählt. Der Titel seines Textes, «Momente des Zögerns», passt wunderbar zu Hoevers Malerei, ihre, so schrieb Reust, «zögernde, verzögernde – nie zögerliche – Malerei ist dem suchenden Schreiben von Robert Walser verwandt. Auch seine Sätze entzünden sich an der Nahsicht, an der Differenz im Geringsten».

Stimmig wär’s also und bestimmt schöner, wenn ein Dichter, eine Dichterin hier lesen würde. Ich bin keiner, aber da wir trotzdem noch etwas über die Werke von Lisa Hoever sprechen möchten, nehme ich gerne eine Anregung von Inger Christensen auf, der grossen dänischen Autorin, die, wie wir erst kürzlich bemerkt haben, von Lisa und mir gleichermassen verehrt wird. Ich nehme mir die Freiheit, ihre Reflexion zur Entstehung eines guten Gedichts auf das bildnerische Schaffen zu übertragen. Inger Christensen schreibt in «Geheimniszustand», einem der Malerin wichtigen Text: «Es ist vielleicht nicht so schwer, ein gutes Gedicht zu erkennen, wenn es erst einmal da ist. Aber wie kommt man ihm auf die Spur, bevor es da ist?» Ich ersetze jetzt einfach Gedicht durch Bild. Und ich möchte auch ans Bild denken, wenn Christensen weiter zum Gedicht schreibt: «Wie bekommt man Form und Inhalt dazu, in- und miteinander zu leben und heranzuwachsen, wie es zum Beispiel mit dem Wachsen der Pflanzen in der Natur der Fall ist?» Angeregt von diesen schönen, poetisch reflektierenden Gedanken, stellen wir also schliesslich die Frage: «Wie kommt man ihm» —nun also: dem Bild — «Wie kommt man ihm auf die Spur, bevor es da ist?» Und weiter: Wie schafft es die Malerin, dass in ihren Werken Form und Inhalt «in- und miteinander leben und heranwachsen, wie es zum Beispiel mit dem Wachsen der Pflanzen in der Natur der Fall ist». Um uns Antworten auf derartige Fragen anzunähern, sprechen wir abschliessend von drei Begriffen, die zentral sind für Hoevers bildnerisches Schaffen.

Vor vierzig Jahren, 1983/84, schuf Lisa Hoever eine Reihe von atmosphärisch dichten Bildern mit dem Titel Musik, in Tempera auf Papier, sehr grossformatig und, vereinfacht gesagt, figurativ lesbar. (Ich hätte, dies in Klammer, natürlich hier gerne ein Zitat eines Musikers, einer Musikerin eingefügt, denn ihre Werke haben für mich durchaus musikalische Qualitäten – aber ich habe in der Hitze der letzten Tage kein passendes gefunden.) Gleichzeitig entstanden damals, in der gleichen Technik, aber noch grösser, ihre ersten, auch so betitelten, Stillleben, mit Gegenständen, mit denen sie sich zum Teil bis heute beschäftigt. Auch wenn sie bald auf alle Titel verzichtete, ist die Stillleben-Idee grundlegend für ihr seitheriges Schaffen, für ihre ganze Malerei, in Öl auf Leinwand ebenso wie für ihre Aquarell- und Ölmalerei auf Papier. Die Dingwelt ist der Ausgangspunkt, es sind die ganz einfachen Dinge, kaum im üblichen Wortsinn wertvolle Dinge, die der Malerin aber wertvoll sind, vielleicht auch nur ihr: weil sie ihr, in dem Moment, da ihr Auge an ihnen hängen geblieben ist, etwas bedeutet haben, weil sie mit ihnen oder dem Moment ihrer Entdeckung eine Erinnerung verbindet. Es sind einfache Dinge – eine getrockente Blume, ein Ästchen, immer wieder, seit über 20 Jahren, die Holunderrispe, ein bemaltes Gefäss – es kann aber auch die Ansichtskarte von einem Gemälde sein oder die Erinnerung an ein Bild, und immer wieder das Ornament, sei es in Textilien oder aufgefallen, ins Auge gefallen, im trichterförmigen Blütenstand. Ins Auge gefallen, dem Auge der Malerin zugefallen: In diesem Sinne kommt dem Zufall in Lisa Hoevers Malerei eine ganz besondere, entscheidende Bedeutung zu. Eine zufällige Beobachtung von etwas nicht Gesuchtem, das sich als neue überraschende Entdeckung erweist. «Ein Zufall», sagt Lisa Hoever,  «ist ja etwas, was einem «zufällt». Es ist ein sehr schönes Wort.» Solcher Zufall, solch glücklicher Zufall begünstigt nur einen vorbereiteten, einen aufnahmebereiten wachen Geist: das meint der Begriff Serendipität oder Serendipity. «Der Zufall ist ein guter, aber unzuverlässiger Freund», sagt, noch einmal Lisa Hoever. Und weiter: «Die schönsten Aquarelle sind die, die einem passieren. Ich sage dazu, «Die werden mir geschenkt», weil ich selbst nicht genau weiss, wie sie entstanden sind, und weil man keine Kontrolle darüber hat.

Dem Bild auf die Spur kommen, haben wir in Anlehnung an Inger Christensen gesagt: Dem derart beschriebenen Zufall verdankt Lisa Hoever ihre Bildgegenstände, die sie zum Bild anregen, die sie zur malerischen Verarbeitung herausfordern, auf dass das Motiv, wie wir es von Dieter Schwarz gehört haben, im Bild mit der Malerei zur Übereinstimmung gebracht werde. Lisa Hoever nennt diese Gegenstände ihre Modelle: «Ich sage zu ihnen Modelle. Ich habe das Gefühl, sie stehen still für mich, und ich beobachte sie. Es ist immer etwas, das auf dem Tisch liegt, Blumen oder Zweige, irgendein Stück Papier oder manchmal auch ein Bild oder ein Ornament. Diese Dinge helfen mir, eine Komposition zu machen.» Und weiter: «Die Blumen und die Früchte auf dem Tisch, zusammen mit der Tischdecke, alles bildet eine Oberfläche. (…) Deswegen interessiert es mich, mit Ornamenten zu arbeiten. Ich suche die Zweidimensionalität, die einem hilft, die Dinge in dieses Ornament hineinzulegen.»

Wer das Glück hatte, einmal sich im Atelier der Malerin bewegen zu dürfen, weiss sofort, wovon hier die Rede ist, die zu armselig ist, um die besondere Atmosphäre zu beschreiben und also auch die Rolle, welche die Modelle für diese Atmosphäre spielen. Es gibt im Katalog zur Ausstellung «Nachmittagslicht» in Burgdorf einige fotografische Einblicke ins Atelier, die so gut sind, dass sie eine Ahnung von diesem besonderen Ort erlauben. Auf einer Fotografie kann man übrigens auch den ersten Versuch der Gitter-Wandmalerei entdecken, die uns hier auf den ersten Blick so überraschen mag: der Raster ist ein ganz besonderes Modell, vielleicht gar eine Erinnerung an die 70er Jahre, an jenes minimalistische Jahrzehnt, in dem das Gitter, the grid, eine so wichtige Rolle spielte. Das von Hand gemalte Gitter, der Raster und der freie Umgang damit, die einfachste Komposition mit den elementaren Koordinaten und die freie Interpretation: Lisa Hoever hat dieses Modell in ihre Ausstellung gebracht, sie setzt es auch als Grund für ihre Bilder ein, es ist ein Bild auch für ihre Modelle: Grund ist hier durchaus in doppelter Bedeutung zu verstehen, als Bildgrund, aber auch im Sinne von Begründung des Bildes. Und natürlich ist diese Wandmalerei ein Anstoss, der Bedeutung des Rasters in dieser Malerei  nachzuspüren, die nie abstrakt ist, auch wenn sie Gegenständliches in Schichten aufgehen, aufheben lässt, bis hin zur fast monochromen Fläche. Abstraktion interessiert sie nicht, das Unter- und dann wieder Auftauchen eines gesehenen  oder erinnerten Gegenstandes jedoch umso mehr.

Zufall, Modell und als dritter Schlüsselbegriff die Erinnerung, eine ähnlich gute, anregende und auch unzuverlässige Freundin: Erinnerung hat mit Schichten und dem dazwischen zu tun, mit quasi geologischen Schichten und Ablagerungen. Erinnerungen kommen an die Oberfläche und sinken wieder ab in den Grund, auch sie sind der im doppelten Sinne Grund. So wird die Grenze zwischen Gegenstand und Fläche fliessend, verzahnen sich in der Fläche, tendieren, wie die Malerin sagt, zur ornamentalen Zweidimensionalität, bis hin zur monochromen Fläche. Der dänische Geologe und Maler Per Kirkeby, er nun tatsächlich ein Freund der Dichterin Inger Christensen, hat einmal behauptet, Malerei sei überhaupt Erinnerung, der Anlass zur Malerei sei die persönliche Erinnerung – um im Nachsatz die Warnung nachzuschieben: «Willst du aber ein Bild malen, dann vergiss alles über die Erinnerung.»

Seit 2019 arbeitet Lisa Hoever auch in Öl auf Papier, solche Arbeiten wurden 2021 erstmals ausgestellt, und hier haben wir etwa zur Hälfte Aquarelle und Öl auf Papierarbeiten. Für die Entdeckung dieser Technik, die der Malerin sehr entgegenkommt, weil die Malerei ähnlich flüssig ist und sich überhaupt ähnlich verhält wie die Wasserfarbe, spielte wieder der Zufall eine Rolle: sie erhielt einen Riesenstapel Restpapier von der Druckerei, Papier das beim Druck der Nomaden, übrig geblieben ist. Ich kann hier nur ganz kurz eingehen: Sie arbeitet mit stark terpentinverdünnter Ölfarbe auf einem Papier, das wenig Farbe aufsaugt, das sie aber sehr leicht fliessen lässt. Sie arbeitet mit dem Pinsel, aber dann wird Farbe auf das Blatt gegossen, das Blatt bewegt, der Fluss etwas gesteuert, aber es wird der Eigenbewegung der Farbe sehr viel Freiheit zugestanden. Die Farbe verläuft sich, schreibt der Dichter, gewiegt auf der Blattschaukel. Es gilt ebenfalls, was die Malerin zum Aquarell gesagt hat: «Es bedeutet, dass ich genau weiss, es passiert etwas, wenn ich mit einer Farbe komme, und die andere ist noch nass. Es kann zerfliessen, kaputt gehen, aber es kann auch genau richtig sein. Die Gefahr der Zerstörung muss da sein.. «.

Seit langem arbeitet Lisa Hoever an der Aufhebung der Trennung zwischen Zeichnerischem und Malerischen, hin zu einer Synthese; davon zeugen die zeichnerischsten Blätter in dieser Ausstellung, jene mit einer reinen Linienmalerei, wo der Pinsel immer wieder neu ansetzt und wo sich an diesen Punkten die Linie zum Fleck knubbelt. Solche Gespinste macht sie mit dem Schlepper, einem Pinsel mit wenigen, aber sehr langen gebündelten Haaren, der, wie sie meint, macht, was er will; darum nennt ihn der Dichter Torkel.

Die Öl auf Papier-Malerei ist, neben der erstmaligen Präsentation einer Wandmalerei, der vorläufig letzte Schritt in einer Entwicklung, die spätestens seit der Hinwendung zum Stillleben vor vierzig Jahren einen konsequenten, ruhigen und langen Weg gegangen ist. Mit Übergang zur Technik Öl auf Papier wird vielleicht einmal der äussere Schritt zu Spätwerk bezeichnet werden. Wer weiss, und wer kann schon wissen, was noch kommt.

Vor fünfzig Jahren begann Lisa Hoever an der Akademie mit der Malerei.
«Ich bin fast erstaunt, dass ich noch da bin», hast du vor fünfzehn Jahren gesagt.
Wie gut, liebe Lisa, dass du noch da bist.
«Ich bin immer unsicher», hast du ebenfalls gesagt.

Die Unsicherheit, das Arbeiten an der Grenze zum Absturz, ist gerade eine Qualität dieser Arbeit. Die Malerin sagt dazu: «Das Aquarell hält sich immer an der Grenze zur Zerstörung, aber die interessanten Sachen passieren genau an dieser Grenze, an der man leicht fallen kann.»

Ob du, liebe Lisa, den Spruch von Oswald Wiener kennst, der mich über viele Jahre in meinem Kalender begleitet hat: «Unsicherheit, Kennzeichen des Tölpels, ist das Ehrenzeichen der Intelligenz.» Wir wissen beide aber auch, dass es hin und wieder ganz schön anstrengend ist mit dieser Unsicherheit.

Beat Wismer