Alexander Jaquemet
Andorra
Unsere Ausstellung ist im Rahmen der ARTUR geöffnet:
Freitag, 31. Oktober, 14 bis 18 Uhr
Samstag, 1. November, 14 bis 18 Uhr
Sonntag, 2. November, 14 bis 17 Uhr
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
«Andorra» ist ein imaginärer Ort, den die Literatur, den die Kunst sich schafft. Zugleich bezeichnet dieser klangvolle Name einen spezifischen Ort in den Pyrenäen. Die Felswände der Umgebung rahmen die Stadt und betonen eine konfrontative Vertikale, in der sich auch die Malerei seit Urzeiten abspielt. Wir bewegen uns nicht in den weiten Landschaften Flanderns zum Horizont hin, sondern in einem verwinkelten Tal, wo geologische Formationen an die Oberfläche treten und ineinander verschlungene Zonen offenlegen.
So fügt auch Alexander Jaquemet bei seiner sehr physischen Malerei viele rhythmisch prägnante Pinselstriche zu Ballungen, Flecken und Flächen, aus deren Berührungen, Parallelen oder Interferenzen schliesslich dynamisch verwobene Bilder in grossen Formaten entstehen. Die Tektonik klarer Farben, Lichtwechsel, plötzliche Einblicke, Übergänge und drastische Verwerfungen erinnern an Naturformen, die wir eher ahnen als kennen. Die Abstraktion birgt hier namenlose Erinnerungen an die figürliche Welt. «Andorra wird so zu einem Symbol für die Spannung zwischen dem, was wir sehen, und dem, was wir glauben zu sehen, zwischen der realen Welt und den eigenen Vorstellungen davon.» AJ
In den Diskussionen um Malerei ist in den vergangenen Jahrzehnten viel über die Umsetzung von fotografischen oder rein gerechneten Vorlagen gesprochen worden. Alexander Jaquemet vollzieht seine Auseinandersetzung mit Malerei nicht als Medienwechsel an konkreten Motiven. Vielmehr folgt er den je spezifischen Bedingungen des Malens und Fotografierens in sich wechselseitig begleitenden Prozessen. Wo die Fotografie aufzeichnet, beginnt die Malerei mit veränderbaren Setzungen: Eine ausgedehnte, fast monochrom in Grautönen gemalte Fläche tritt uns wie ein matter Spiegel gegenüber, der kaum die Lichtwellen im Raum reflektiert, sondern sich selbst, die Wellenformen seiner Farbe und die wachsame Unruhe beim Malen.
In den ‹finsteren Zeiten› von Bertolt Brecht galt das ‹Gespräch über Bäume fast als ein Verbrechen, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschliesst›. Inzwischen führt das Gespräch über Bäume näher an die Schrecken der Zeit. Auch die Formen, wie wir uns in der nächsten Umgebung bewegen, wie wir sie sehen, uns darin verstehen, entscheiden über die Zukunft.
So liesse sich die Malerei von Alexander Jaquemet nicht als schlichte Abwendung von seiner fotografischen Befragung der Welt sehen, sondern als eine andere, vertieftere Form der Auseinandersetzung mit Augenblicken und Erinnerung. Sein Beitrag «Déjà-vu» zu den Bieler Fototagen im Museum Neuhaus und die erste Präsentation seiner Malerei im Kunstraum Medici in Solothurn können während zwei Wochen zusammen gesehen werden.
Hans Rudolf Reust
O. T., Öl auf Leinwand, 2023/2025, 190 x 230 cm
O. T., Öl auf Holz, 2024/2025, 24 x 30 cm
O. T., Öl auf Leinwand, 2022, 190 x 220 cm
O. T., Öl auf Leinwand, 2025, 230 x 190 cm
O. T., Öl auf Leinwand, 2020/2025, 220 x 190 cm
Andorra, Öl auf Leinwand, 2024, 25 x 19 cm
Raumansicht
O. T., Öl auf Leinwand, 2021/2025, 190 x 230 cm
O. T., Öl auf Leinwand, 2025, 40 x 30 cm
O. T., Öl auf Leinwand, 2020/2025, 190 x 230 cm
Fotos: Alexander Jaquemet